Viele Menschen wünschen sich automatisch so essen zu können, dass ihr Gewicht in Ordnung ist. Dabei hindert sie eine Angst vor Kontrolle daran, ihr Essen und ihr Gewicht zu kontrollieren.

Wie entsteht die Angst vor Kontrolle?

Wir kennen Kontrolle im Zusammenhang mit Bestrafung oder Schuldzuweisung. Wenn andere uns kontrollieren und dabei feststellen, dass wir etwas falsch gemacht haben, dann haben wir in der Schule eine schlechte Note bekommen. Wenn wir unser Zimmer nicht aufgeräumt hatten, haben unsere Eltern mit uns geschimpft.

Zusätzlich wurde und wird von uns erwartet, dass wir uns selber kontrollieren, dass wir uns im Griff haben. Deshalb denken wir, dass wir undiszipliniert sind, wenn wir zu viel oder das Falsche essen. In diesem Fall beschimpfen wir uns selber und geben uns die Schuld daran, dass wir übergewichtig sind.

Wolf und Giraffe nach Marshall Rosenberg

Marschall Rosenberg unterscheidet zwei Kommunikationsarten:

  • die lebensentfremdende Kommunikation und
  • die gewaltfreie Kommunikation.

Mit der lebensentfremdeten Kommunikation verschärfen sich Konflikte, weil wir unsere Aufmerksamkeit auf das richten, was mit dem anderen oder mit uns selber nicht stimmt, anstatt herauszufinden, was wir oder die anderen brauchen.

Mit der gewaltfreien Kommunikation gelingt es, in Konflikten deeskalierend zu reagieren. Die am Konflikt Beteiligten suchen gemeinsam nach Lösungen, die für alle gut sind. Zusätzlich können wir bei inneren Konflikten oder für den Moment, in dem wir uns unwohl fühlen, herausfinden, was wir wirklich brauchen.

Für die lebensentfremdende Kommunikation verwendet Marshall Rosenberg den Wolf als Metapher und für die gewaltfreie Kommunikation die Giraffe. Die Unterscheidung der Kommunikationsarten in Giraffe und Wolf bedeutet nicht, dass Wölfe schlecht und Giraffen gut sind. Beide sind weder gut noch schlecht. Sie wenden nur unterschiedliche Methoden an, um ihre Probleme zu lösen.

Kontrolle verknüpft mit Schuld und Strafe ist die Wolfs-Art mit Kontrolle umzugehen. Er zwingt sich zur Kontrolle, wenn es nicht klappt, bestraft er sich für diesen Fehler.

Sehen wir uns an, wie eine Giraffe mit Kontrolle umgehen könnte!

Der Giraffen-Weg!

Wenn man diese Verknüpfung von Kontrolle mit Schuld und Strafe aufhebt, dann könnte Kontrolle doch ein nützliches Werkzeug sein, mit dem wir dafür sorgen können, dass es uns gut geht, oder?

Beispiel:

Ich kontrolliere mein Gewicht, ich bemerke, dass ich zugenommen habe. Reaktion: Ich bin traurig, entsetzt oder wütend, ich schimpfe mit mir, ich schäme mich, ich bestrafe mich und sage mir selber “Morgen esse ich gar nichts!”

Oder: Ich kontrolliere mein Gewicht, ich bemerke, dass ich zugenommen habe. Reaktion: Ich nehme die Zunahme als Information über meinen Körper auf. Ich überlege, ob ich mein Essen ändern möchte oder nicht.

Kontrolle und Verantwortung!

In dem zweiten Beispiel übernehme ich die Verantwortung für das Gewicht, das ich gerade habe!

Vielleicht überprüfe ich stressige Gedanken, die in mir auftauchen mit The Work of Byron Katie. Ich bleibe milde und liebevoll mit mir. Vielleicht starte ich mit dem Kalorien zählen oder einer Ernährungsumstellung oder ich mache die Entdecke-Deine-Schatz-Übung, um herauszufinden, welche Bedürfnisse gerade unerfüllt sind, so dass ich Strategien finden kann, mit denen ich mir diese Bedürfnisse erfüllen kann.

Dies wäre der Giraffenweg zum Umgang mit Kontrolle.

Finde weitere Anregungen zu den Selbstbestimmt Essen Übungen in den Büchern von Selbstbestimmt Essen. Besonders für den Einstieg geeignet ist das Buch Wie Wölfe und Giraffen abnehmen.