Meinen Start zu Selbstbestimmt Essen und wie mein Selbstbestimmt Essen Weg weiterging, habe ich in dem Blog-Artikel “Mein Weg mit Selbstbestimmt Essen” bereits beschrieben.
In diesem Artikel berichte ich, wie ich von diesem Weg abgekommen bin und wieso das das Beste ist, was geschehen konnte.

Ich kann mir nicht vorstellen, wieder zuzunehmen!

Ich weiß noch, wie ich mit voller Gewissheit einer Freundin verkündete: “Ich kann mir überhaupt nicht mehr vorstellen, wieder zuzunehmen. Ab jetzt werde ich immer schlank sein!” Damals war Essen für mich tatsächlich nicht wichtig. Ich aß nur, was ich für die Sättigung des Körpers brauchte, dann hörte ich auf.

Heute weiß ich, ich hatte mich geirrt. Ich habe zugenommen! Ich hatte wieder – wie früher – mehr gegessen, als mein Körper verbrauchte. Und das nach vier Jahren Selbstbestimmt Essen!

Wie konnte es dazu kommen? Ich weiß doch jetzt, welche Gefühle und Bedürfnisse für mich mit Essen verbunden sind und ich hatte das alles mit The Work aufgelöst! Aus irgendeinem Grund hatte ich aufgehört, mich selber um die Erfüllung meiner Bedürfnisse zu kümmern. Anders konnte ich mir meine Gewichtszunahme nicht erklären.

Ich betrachtete die letzten Monate meines Lebens. Gab es dort etwas, das mich gestresst hatte? Wo habe ich nicht auf mich und mein Wohlergehen geachtet? In wie fern hatte ich meine Gefühle fühlen und mir meine Bedürfnisse erfüllen können oder eben nicht?

Schnell war klar: In den letzten Monaten hatte ich tatsächlich nicht auf mich oder mein Wohlergehen geachtet! Statt meine Bedürfnisse zu erfüllen, habe ich ein Großteil meiner Bedürfnisse missachtet! Ich war total überlastet und ich wollte unbedingt arbeitsfähig bleiben! Darüber hatte ich alles, was gut für mich ist, ignoriert.

Wie ich in die Überforderung schlitterte

Wie viele wissen, arbeite ich als Lehrerin in einer Schule im Sekundarbereich I. Seit 2014 war ich nebenberuflich (bei reduzierter Stundenzahl als Lehrerin) als Studentin für den Master-Studiengang Inklusive Pädagogik eingeschrieben. Im Februar 2016 erhielt ich die Diagnose Asperger. In der folgenden Zeit beschäftigte ich mich mit dieser Diagnose: Was ist Asperger und wie wirkt es sich auf mich, auf mein Leben und auf meine Arbeit aus? Zeitgleich lag ich in den letzten Zügen meiner Masterarbeit. Nach und nach outete ich mich bei meinen Kolleg*innen als Asperger Autistin. Nach den Sommerferien startete ich müde ins neue Schuljahr. Neues Team, neue Kinder, neue Art zu arbeiten (statt als Gymnasiallehrerin als Förderschullehrerin), Masterarbeit im Herbst abgegeben. Das alles wäre für einen Nicht-Autisten schon anstrengend.

Ich wollte das nicht wahrhaben! Ich wollte alles schaffen und so funktionieren, wie ich es gewohnt war.

Der Preis für dieses Alles-Schaffen-Können war ein Übermaß an Essen!

Ich hatte so wenig auf mich und auf meinen Körper geachtet, dass mir die Gewichtszunahme gar nicht aufgefallen war!

Seit Februar bin ich aus den oben beschriebenen stressigen Umständen raus. Langsam geht es mir besser. Ich erhole mich. Ich lerne mich als Autistin kennen und ich bin in der Lage, mich, meine Bedürfnisse und meinen Körper ernst zu nehmen.

Ich bin fest entschlossen, mein altes Gewicht wieder zu erreichen. Mein gewähltes Mittel: Kalorien zählen! Das ist total neu, habe ich noch nie gemacht und es klappt gut. Es klappt, da ich jetzt wieder auf meine Bedürfnisse achten kann. Meine Gefühle dürfen da sein, ich nehme sie wahr. Ich bemerke die unerfüllten Bedürfnisse und ich bin in der Lage andere Strategien als Essen zu finden, die diese Bedürfnisse erfüllen. Alles andere überprüfe ich mit The Work.

Was ich aus allem gelernt habe!

Wieder mal ist mir folgendes klar geworden:
Es ist möglich von einem eingeschlagenen Weg abzukommen und Sie gehen niemals zum Start zurück! Sie machen einen kleinen Schlenker, dann kehren Sie wieder auf den Weg, der für Sie gut ist, zurück. Alles, was Sie zwischen dem Start und dem Schlenker gelernt haben, gehört Ihnen! Selbst der Schlenker lehrt Sie etwas über sich und Ihre Art zu essen.

Es gibt keinen Rückfall und es gibt keinen Fehler! Es gibt immer nur Lernen und Entwicklung!

Das Leben ist einfach. Nichts stößt Ihnen zu, alles geschieht für Sie. Alles geschieht zur rechten Zeit, weder zu früh noch zu spät … Alles entpuppt sich als Geschenk …
(Byron Katie – Eintausend Namen für Freude, S. 254 f.)

Lesen Sie hierzu den Blog-Artikel Der Croissant-Weg.

Wie geht es Ihnen mit diesem Thema? Verwenden Sie Essen, um den Alltag aushalten zu können? Schreiben Sie gerne einen Kommentar!